KBS 386 Abschnitt Bünde - Rahden

103 Jahre und kein bißchen altmodisch

Die Kursbuchstrecke 386 ist wirklich interessant : Zum einen wegen ihren hohen Alters, denn 103 Jahre sind nicht wenig für eine Nebenstrecke, zum anderen wegen ihrer Geschichte. Dazu wäre zu erwähnen, dass die KBS 386 Teil unserer KBS 219 ist. Sie war also Nord - Süd Verbindung zwischen Bremen und Herford (über Bassum, Sulingen, Varrel, Ströhen, Rahden, Bünde usw.)

Die KBS 386 zählt 33.02 km und wurde am 1. Oktober 1899 nach dem Gesetzesentschluß im Jahre 1893 eröffnet. Zusammen mit der KBS 219 bringt es diese traditionsreiche Strecke auf 101.3 km.

Die " Blütezeit" erfuhr diese Bahnlinie während des 2. Weltkrieges : Sie war als Nord - Süd - Achse strategisch sehr wichtig, so dass sie in den Kriegsjahren hauptbahnmäßig ausgebaut wurde. (Lange, parrallele Bahnsteiggleise usw.) Auch zu erinnern wäre an die Muna Espelkamp, die viertgrößte Munitionsfabrik des deutschen Regimes. Noch heute wird darüber gemunkelt, ob es unterirdische Rüstungsanlagen gegeben hat. Wer dazu etwas weiß, sollte mich bitte kontaktieren !!

Aber die Kursbuchstrecke 386 hat auch schwere Zeiten hinter sich gebracht :

Ende der achziger Jahre/ Anfang der neunziger Jahre versuchte die Bundesbahn/ DB die Strecke mit allen Mitteln stillzulegen. Die bekannten Praktiken : Züge streichen, Fahrzeuge verdrecken lassen, absichtliche Unpünktlichkeiten und Langsamfahrstellen, ein jeder Eisenbahnkenner kann ein Liedchen davon pfeifen.

Allem Gegenwind zum Trotz, haben es die Verfechter der Eisenbahn trotzdem geschafft diese Strecke zu retten.

Sonst wäre mit ihr dasselbe passiert wie mit dem Streckenabschnitt Rahden - Bassum der am 30.04.1994 durch die Privatisierung entgültig für den Personenverkehr stillgelegt wurde. Aber auch für diesen Abschnitt gibt es neue, begründete Hoffnung.

Über 100 Jahre nach der Eröffnung hat nun die Eurobahn das Regiment übernommen, mit neuen Triebzügen des Typs Talent prägt sie das Erscheinungsbild der KBS 386. Aber vergessen wir nicht die Ganzzüge der DB Cargo , bespannt mit 212-ern und 290-ern die Drahtrollen in den Lübbecker Hafen bringen. Keine etablierte Eisenbahnzeitschrift erwähnt diese seltenen, aber auf der KBS 386 täglichen Zugumläufe.

Wie auch immer wir schreiben das Jahr 2002 : Die Eurobahn hat sich längst etabliert, die Fahrgastzahlen sind um fast 25 % gestiegen, von Stilllegung ist keine Rede mehr (höchsten von einer halbstündigen Vertaktung) und die Bahnhöfe werden jetzt nach und nach modernisiert.

Also Gute Aussichten für die kommenden Jahre !!!


Der Streckenverlauf :

In Bünde zweigt die Strecke kurz hinter dem Bahnhof von der Hauptstrecke nach Osnabrück ab. Durch das Industriegebiet Ennigloh nach Holzhausen steigt die Strecke leicht an. Nach der Durchquerung des Industriegebietes führen die Schienen durch Holsen und anschließend durch die Felder des Gut Bökel.Hinter der Ausfahrkurve des Bahnhofes Bieren - Rödinghausen beginnt eine leichte Steigung. Kurz vor der Bedarfshaltestelle Neue Mühle beginnt ein Damm über den die Gleise bis Holzhausen verlegt sind. In Holzhausen besteht der Anschluß zur Wittlager Kreisbahn, die einst bis Schwegermoor führte. Hinter Lübbecke kreutzt die Strecke über eien Stahlfachwerkbrücke den Mittellandkanal. Im Lübbecker Hafen besteht ein Gleisanschluß zu einer Firma die Baustahlmatten fertigt. Seit neuesten werden hierfür Ludmillas der Baureihe 232 eingesetzt. Komisch ist nur das die Strecke für eine Achslast von 16 t zugelassen ist, die Ludmilla aber über eine Achslast von 21 t verfügt ?!?!

Im Bahnhof Rahden , dem heutigen Endpunkt der Linie, laufen die Schienen weiter nach Bassum (Bremen) und nach Uchte (Nienburg).

Wir beginnen nun mit der Vorstellung der heutigen KBS 386 in Bünde (Westf.), der Zigarrenstadt.

Der heutige Bünder Bahnhof

Schnappschuss : Museumslok E 40 128 im Planeinsatz.

Bünde (Westf.)

Diesellok BR 294 059 - 4 wartet auf das grüne Signal, um die Gießerei in Rahden zu beliefern.

Grande Dame 103 126 - 9 fährt mit ihrem IR in die Niederlande.

Der Bünder Bahnhof verliert in diesem Jahr den InterRegio und bekommt dafür 4 Zughalte des InterCity. Dies tröstet aber nicht, denn Bünde hat immernoch, wie die ganze KBS 386 eine überregionale Bedeutung.

Nach der Ausfahrt aus dem Bünder Bahnhof, durchfahren wir den Haltepunkt Holsen und erreichen den Bahnhof Bieren - Rödinghausen:

BR 50 der Extertalbahn zu Gast in den Feldern des Gut Böckel, vor der Einfahrt in den Bahnhof.

Hier entsteht bald der neue Haltepunkt mit Park & Ride Parkplätzen.

Bieren - Rödinghausen

Das alte,sehr schön erhaltene Bahnhofsgebäude. Erbaut 1899.

Am 25.05.2000 absolviert der VT 24 (BR 624) seine letzte Fahrt gen Rahden.

Der Bahnhof Bieren gehört zu den ältesten Bahnhöfen an der Strecke, er wurde im jahr 1899 erbaut. Das Empfangsgebäude entspricht in seinem Baustil dem Bahnhof Holzhausen - Heddinghausen, ist aber nur halb so groß. Das inzwischen entfernte Überholgleis ermöglichte hier die Kreuzung zweier Züge. Vor etwa 30/ 40 Jahren gab es auch noch ein Abstellgleis und eine Verladerampe, die von der ansässigen Raiffeisen-Genossenschaft zum Umschlag landwirtschaftlicher Güter benutzt wurden. Heute steht dme Bahnhof eine Generalüberholung bevor. Der Neubau des Haltepunktes, 300m vom Ursprung entfernt.

Wir verlassen diesen Bahnhof und müssen auf unserer Fahrt an der Bedarfshaltestelle Neue Mühle wegen Fahrgästen halten:

<<< Der Talent der Eurobahn durchfährt Neue Mühle.

BR 628 flitzt durch Neue Mühle (25.05.2000)

Neue Mühle

Aufgeräumt :  Seitdem die Eurobahn den Betrieb übernommen hat , wird der Haltepunkt wieder angefahren.

Nachdem wir in Neue Mühle gestoppt haben, erreichen wir Holzhausen - Heddinghausen:

Bahnhof Holzhausen im Dornröschenschlaf.

Holzhausen - Heddinghausen

Der Talent fährt an seinem ersten Betriebstag am Holzhauser Stellwerk vorbei.

Zugkreuzung in Holzhausen zu DB - Zeiten.

Museumslok 86 744 der MEM auf Sonderfahrt. Hier beim Umsetzen im Bahnhof Holzhausen.

Der Bahnhof Holzhausen - Heddinghausen ist ein ganz besonderer Bahnhof. Ein Portrait finden sie unter Bahnhof Holzhausen - Heddinghausen.

Auf unserer Reise erwartet uns als nächster Bahnhof der Bahnhof Lübbecke:

<<Das schmucke Empfangsgebäude steht unter Denkmalschutz.

Alte,schöne Signaltechnik >>>>>>>>>>>>>>>>>>

Lübbecke

Zwei,lange Parallelgleise.Der Abzweig an Gleis 2 war mal der Anschluß zum Lübbecker Marmorwerk. Dieser wird jetzt abgerissen.

Dieses Gebäude war wohl mal die Eisenbahnerunterkunft.

Lübbecker ist ein Stadtbahnhof. Bis zum August 1974 hatte Lübbecke noch Anschluß an die Mindener Kreisbahn, die von Minden aus, über Hille ihre Triebwagen nach Lübbecke fahren ließ. Lübbecke ist heute nicht mehr als eine geeignete Möglichkeit für Zugkreuzungen. Der Bahnhof wurde in diesem Jahr (2002) verkauft und wird nun anderweitig benutzt.

Wir verlassen Lübbecke Bhf. und springen in Gestringen vom Zug, weil wir unseren Augen nicht trauen können:

<< Einsturzgefährdet. Teile der Wände werden mit Kanthölzern gestützt.

Gestringen

In alten Tagen. Der Gestringer Bahnhof war ein schönes Bauwerk

Der Bahnhof ist in privater Hand und aus sichtbaren Gründen unzugänglich.

Der Bahnhof Gestringen war nur ein kleiner Bahnhof, doch wurde hier früher im großen Stil Vieh verladen. Trotzdem der Bahnhof in privatem Besitz ist verfällt er zusehenst. Warum schreiten hier die Denkmalschützer nicht ein zumal der Bahnhof unter Denkmal steht. Diese DStation wurde zum Juni 1986 aufgegeben.

Wir zwingen den Zug zum Nothalt und fahren weiter nach Espelkamp:

<<< Ein Kind der 60er Jahre , der Bahnhof Espelkamp.

Espelkamp

Espelkamp besitzt verhältnismäßig große Güternanlagen mit zwei Ladegleisen. Diese wurden ab 1960 gebaut und liegen nun brach. Wegen der Muna ist der Bahnhof Ende des Weltkrieges zerstört worden und 1960 durch dieses Empfangsgebäude ersetzt worden. Die Bahnsteige wurden 1993 modernisiert, bleiben aber auch von der NRW - Initiative nicht unberührt.

Wir müssen in Rahden den Zug verlassen, weil der Zugverkehr am 01.06.1994 in Richtung Bremen eingestellt wurde:

Rahden

Bahnbetriebswerk Rahden : 1979 wurde hier die Unterhaltung von Dieselloks eingestellt. Der Wasserturm wurde im Dezember 1969 gesprengt.

Zu sehen ist rechts das Empfangsgebäude und mittig das gelbe Stellwerk.

Der Bahnhof Rahden ist heute Endpunkt der Kursbuchstrecke 386. Heute übernachten hier nur noch Talent - Triebzüge der Eurobahn. Die MEM hat Stand 7 und 8 des Lokomotivschuppens inne und bewirtschaftet dort die Schienenbusse, die heutzutage zwischen Rahden und Uchte verkehren.